Östrogendominanz oder Progesteronmangel?

Wer sich bereits in das Thema Hormone eingelesen hat, wird immer wieder auf die Östrogendominanz stoßen, aber es handelt sich um einen Progesteronmangel. Auch Frauenärzte sprechen oft ab den Wechseljahren davon, man hätte eine Östrogendominanz und erschrickt: Das muss etwas Schlechtes sein!
Tatsächlich? Nein, es ist ein natürlicher Vorgang des Körpers.
Wenn Eisprünge ausbleiben, fehlt Progesteron und wird nur noch in minimalster Höhe „hergestellt“, um den Organismus am Leben zu erhalten. Wer sich die vielfältigen Wirkungsweisen von Progesteron anschaut, wird sofort erkennen, woher einige der nun immer mehr auftretenden Beschwerden kommen könnten: Vom Progesteronmangel. (Der Blutwert zeigt einen Null-Komma-Wert an.)

Was hat es mit der Östrogendominanz bzw. Progesteronmangel auf sich?

Mit dem Progesteronmangel verliert das Östrogen seinen wichtigen ‚Gegenspieler‘ und das wird oft als Östrogendominanz bezeichnet. Zum Beispiel fehlt der Gebärmutterschleimhaut dadurch ihre natürliche „Bremse“, so dass starke Blutungen und ein gynäkologischer Befund zu hoch aufgebauter Schleimhaut ab der Prämenopause keine Seltenheit sind. Östrogen beginnt erst in der Perimenopause, die letzte Phase vor der Menopause, einen Zick-Zack-Kurs. In einem Zyklus können sich normal hohe Östrogen-Konzentrationen zeigen, aber auch sehr geringe. Du kannst dir sicher vorstellen, dass so ein Auf und Ab leicht zu einem schlechten Befinden führt. Beschwerden nehmen in dieser Zeit immer weiter zu. Kopfschmerzen und Migräne tauchen ebenso vermehrt auf wie Brustschmerzen. Die als PMS (= Prämenstruelles Syndrom) bekannten Symptome treten Tage oder sogar Wochen vor der Periode auf, da der Eisprung fehlt oder der Gelbkörper zu wenig Progesteron produziert hat. Jedoch liegt noch längere Zeit nach ausbleibenden Eisprüngen ein normal hoher Östrogenspiegel vor. Das wird oft fälschlich als „Östrogendominanz“ beschrieben, obwohl es sich richtigerweise um einen Progesteronmangel handelt.

Östrogendominanz erklärt: Vorsicht bei den Messeinheiten!

Dr. Dr. Beck erklärt es so: Dominanz bedeutet, dass etwas größer, höher oder stärker als etwas Anderes ist. Somit müsste im Fall der Östrogendominanz der Östrogenspiegel höher sein als der von Progesteron, sogar im tiefsten Mangel.

Das ist aber nicht so!

Östrogen misst man üblicherweise in pg/ml, Progesteron in ng/ml.
1 ng/ml
= 1000 pg/ml

Somit sind 10 bis 30 ng/ml Progesteron umgerechnet 10.000 bis 30.000 pg/ml.

Im Zyklus schwankt Östrogen zwischen 5 und 250 pg/ml (im Ausnahmefall 500 pg/ml).

Selbst bei einem Wert von 1 ng/ml Progesteron (= 1000 pg/ml) würden nur maximal 500 pg/ml Östrogen gegenüber stehen können.

Aus diesem Grund wird in der Rimkus®-Therapie der Begriff „Progesteronmangel“ verwendet.

Man könnte allenfalls von einer „relativen symptomatischen Östrogendominanz“ sprechen, wenn durch einen massiven Progesteronabfall vermehrt die Wirkungen des Östrogens spürbar werden, indem Beschwerden zunehmen.